Mitochondriale Medizin und Vitalisierung bei Erschöpfung

Ein leistungs-, widerstands- und anpassungsfähiger Körper muss eine funktionables Regulationssystem und eine ausreichende Energieversorgung zur Verfügung haben. Hierfür sorgen als „Kraftwerke jeder einzelnen Körperzelle“ die sogenannten Mitochondrien. Störungen der Mitochondrienanzahl- oder Funktion sind Auslöser und gleichzeitig Folge zahlreicher gesundheitlicher Störungen wie unter anderem Konzentrationsschwächen, depressive Verstimmungen, verzögerte Rekonvaleszenz nach Infekten u.a. Long-COVID, Erschöpfungszustände bis hin zur Myalgischen Enzephalomyelitis/ chronisches Müdigkeitssyndrom (ME/CFS), neurodegenerativen Erkrankungen (M. Alzheimer, M. Parkinson), Herz-Kreislauferkrankungen und metabolische Störungen wie Hypertonie, Diabetes, Übergewicht.

Neben gezielten Untersuchungen und Anpassungen von Lebensstil, Ernährung inklusive Vitaminen und Spurenelementen, Optimierungen der hormonellen Regelkreise und Reduktion energieraubender Prozesse wie chronische Entzündungen, Darmdysbiosen und Umweltgiften kann die Bestimmung der mitochondrialen Funktionsparameter sinnvoll sein, um Störungen der Energiegewinnung zu detektieren und gezielt therapeutisch zu beeinflussen. Hierzu wird die Mitochondrienfunktion und etwaige Störungen der Energiebereitstellung labortechnisch überprüft und verlaufskontrolliert.

Gleichzeitig spielt das vegetative Nervensystem, also das Zusammenspiel zwischen dem aktivierenden Sympathikus und dem entspannenden Parasympathikus, eine zentrale Rolle. Es ist essentiell für Gesundheit und Leistung aber auch Schlaf und Erholung. Die Messung der Herzratenvariabilität (HRV) gibt Auskunft über die Regulationsfähigkeit und Flexibilität unseres vegetativen Nervensystems und kann unterschwellige Stresszustände detektieren, die belastend für den Körper sind und zu mentalen und physischen Gesundheitsproblemen führen. Diese Dysbalancen gilt es aufzudecken und sinnvolle Therapiestrategien zu entwickeln.

Für die Verbesserung der Regulationssysteme und Energiebereitstellung stehen als therapeutische Optionen unter anderem die intravenöse Lasertherapie oder das spezielle Training der Mitochondrien mit Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training (IHHT) zur Verfügung.

Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training

In Analogie zum aus dem Profisport bekannten Höhentraining wird eine physische Belastung mit reduzierter Sauerstoffkonzentration etabliert in regelmäßigem Wechsel mit einer Sauerstoffaufsättigung. Dies erfolgt über 40 Minuten in entspannter Ruheposition an einem speziellen Gerät über eine Atemmaske. Die Therapie wird kontinuierlich überwacht, automatisch gegenreguliert und individualisiert dem Gesundheitszustand des Patienten angepasst.

Die starken Schwankungen zwischen Sauerstoff-Überangebot und kontrolliertem Absenken des Sauerstoffs setzen hierbei Reize im Körper. Die Mangelsituation veranlasst ihn, seine Energiegewinnung zu optimieren. Der sogenannte Hypoxie-induzierte Faktor wird aktiviert und sorgt als Regulationsmolekül für die vermehrte Bildung roter Blutkörperchen. Kleine Blutgefäße (sog. Kapillaren) bilden sich aus, was die Mikrozirkulation verbessert. Die intakten Mitochondrien als unsere Energiegewinnungszellen vermehren sich unter dem Sauerstoffmangel, während veraltete und geschwächte Mitochondrien eliminiert werden. Im Jahre 2019 erhielten die drei Wissenschaftler Kaelin, Semenza und Ratcliff für die Entdeckung dieser Anpassungsmechanismen der Zellen an den Sauerstoffgehalt sogar den Medizin-Nobelpreis.

Das Training ist nicht nur zur Leistungssteigerung unter kontrollierten Bedingungen geeignet, sondern auch zur Prävention und Behandlung von Gefäßerkrankungen, Bluthochdruck, Erschöpfungszuständen und einem großen Teil der Zivilisations- und chronischen Erkrankungen, die im Zusammenhang mit beschädigten Mitochondrien stehen.